Skitechnik für Skibergsteiger #skimo

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Skitechnik auf Skitour

Kann man mit leichten Tourenskiern gut abfahren?

Am Ende des Tages muss man als Skitourengeher jeden Abfahrtsmeter im Aufstieg bewältigen.

Um dieser Tatsache zu entgehen wurden in den letzen Jahren immer mehr Seilbahnen in die Tourenplanung mit einbezogen.

Mit Sessellift und Seilbahn stößt man allerdings sehr schnell an das Limit der möglichen Skitouren.

11 jähriges Mädchen mit leichter Tourenskiausrüstung im perfekten Firn.

Um die großen Skitourenklassiker in Tirol genießen zu können müssen oft mehr als 1500 Hm überwunden werden sowie lange Talzustiege.
Leichte Ausrüstung definiert deine Limits neu, im Aufstieg sowie in der Abfahrt, hier muss jeder seinen perfekten Kompromiss finden.

Kann man mit relativ leichter Skitourenausrüstung noch gut abfahren?

Wie steht man mit Skitourenausrüstung neutral am Ski?

1. Vor Beginn der Abfahrt – „Bananenquetschen“

Vor Beginn der ersten Schwünge muss der Fuss richtig im Skitourenschuh platziert sein. Drücke mit dem Schienbein gegen die Schuhzunge, als wolltest du dort eine Banane zerquetschen. Hiermit schiebt sich die Ferse nach hinten, jetzt ist es an der Zeit den Schuh komfortabel aber fest zu schließen.

Ist es dir möglich die Ferse bei geschlossenen Schnallen mehr als 5 mm zu heben, müssen Fersenkeile unter dem Innenschuh eingelegt werden um das Volumen zu reduzieren.

Foto: Albert Leichtfried

2. Plane deine Abfahrtslinie

Um nicht von der Schneebeschaffenheit überrascht zu werden gilt es einige Grundregeln zu beachten.

  1. Umfahre Hügelkuppen oder konvexe Hangbereiche – Auf Hügelkuppen liegt immer weniger Schnee, ist es eisiger oder steiniger.
  2. In der Falllinie abfahren – Es ist viel leichter einen regelmäßigen Rhythmus in der Fallinie zu fahren und damit das Gleichgewicht zu halten.
  3. Versuche im Vorfeld abzuschätzen, welcher Radius und welche Geschwindigkeit für dich ideal ist – Wirst du mit jedem Schwung schneller und verlierst den Rhythmus, „dann Stop“ und beginne von neuem mit dem selben Ritual – „Bananenquetschen“, Linie in Falllinie planen, gleichmäßiger Rhythmus und Geschwindigkeit, …..

Der richtige Rhythmus ist der Schlüssel zur neutralen Position am Ski.

3. „Vorlage mit dem Oberkörper“ – richtig oder falsch

Wer mit dem Oberkörper nach vorne kippt, fährt mit einer Rücklage

Der Oberkörper sollte nahezu aufrecht sein, die Bachmuskeln sind unter leichter Spannung, der Rücken leicht gekrümmt (leichter Katzenbuckel), die Hände vor dem Oberkörper ähnlich einer Umarmung eines Menschen den man gerne mag 😉 . Versuche diese Körperposition im Trockentraining zu üben und vor der Abfahrt zu visualisieren.

4. Beginn der Abfahrt im subjektiv flachen Gelände

  1. Neutrale Oberkörperposition einnehmen
  2. Fahre einige Meter gerade in der Falllinie ohne einen Schwung zu machen
  3. Mit hoppenden Bewegungen belastet und entlastest du beide Skier gleichzeitig. In der Belastung sinkt der Ski in den Schnee ein, während der Ski in der Entlastung an der Oberfläche praktisch schwerelos gleitet.
  4. Mit diesem Rhythmus versuche deine ersten Schwünge einzuleiten.

5. Abfahren im steilen Gelände

  1. Neutrale Körperposition einnehmen
  2. Starte deine zuvor geplante Linie mit einer Schrägfahrt oder mit seitlichen Abwärtsrutschen
  3. Enge Skiführung – die Schrittstellung sollte so klein wie möglich sein
  4. Mit einem Hockeystopp kantest du die Skier, mit dieser Dynamik (vertikale Hochbewegung) löst du die Kanten (von der Kante nehmen) dadurch drehen die Skier über die Falllinie.
  5. Reihe die Schwünge aneinander und mit etwas Übung kannst du die Schwünge auch in steilem Gelände, flüssig und ohne Rücklage bewerkstelligen.

6.1 Stockeinsatz – jetzt wird es kompliziert

Wer vor der Schwungauslösung über die Beine einen Stockeinsatz macht, wird immer rotieren – keinen Rhythmus haben, hinten sitzen, die Kontrolle verlieren

Platzierst du den Stockeinsatz vor der Schwungauslösung, verlagerst du relativ viel Gewicht auf den Stock, während dein Körperschwerpunkt sich aber nach unten bewegt. Die Einheit Stock-Hand-Schulter- Körperschwerpunkt beginnen sich zu verdrehen – Deine Talhand bewegt sich nach vorne bis zur Berghand und du verlierst den Rhythmus (Gleichgewicht)

6.2 Stockeinsatz auf Skitouren
  1. Der Stock pendelt mit festem Griff zwischen Daumen und Zeigefinger in der Handfläche vor und zurück
  2. Der Skistock wird im vorderen Skidrittel platziert.
  3. Stockeinsatz – nachdem du den Schwung bereits mit einer Neutralisierung deiner Skier eingeleitet hast.
  4. Je weniger Druck auf den Stock desto weniger Rotation in den Schultern desto besser der Rhythmus.

Hier ist mein Fazit:

Skifahren kann man gar nicht perfekt genug, jeder ist am kämpfen und macht Fehler und arbeitet an einer neutralen Position.

  1. Übe in einem für dich leichten Gelände, wo Stürze und Fehler keine tragischen Folgen haben.
  2. Starte deine Abfahrt mit einem kurzen Ritual um den Fokus zu gewinnen z.B.: Schlage mit den Stöcken aneinander, Bananenquetschen,….
  3. Lieber zu leichter Ski als zu weicher Schuh.
  4. Übe mit leichtem Rucksack .
  5. Sei geduldig aber entschlossen deinen Rhythmus zu finden.

Auch mit sehr leichter Ausrüstung ist es möglich einen guten Schwung zu fahren

Franz Trimmel Berg und Skiführer, Skilehrer Innsbruck, Tirol.